Mit Unterstützung in die Auszeit – Interview mit der AuszeitAgentur

Obwohl sich mittlerweile über 40 Prozent der Arbeitnehmer eine befristete Auszeit vom Berufsleben vorstellen können, sind der Aufwand und das „gefühlte Risiko“ letztendlich so hoch, dass nur sehr wenige den Wunsch auch in die Tat umsetzen.

Wer ebenfalls solche Bedenken hat, kann sich mittlerweile auch von professioneller Seite bei der Auszeit-Planung unterstützen lassen. Im Folgenden ein spannendes Interview mit Daniela Scholl, eine der beiden Gründerinnen der AuszeitAgentur.

Viele Spaß beim Lesen!

1. Guten Tag Frau Scholl. Bitte stellen Sie sich meinen Lesern kurz vor.

Daniela Scholl und Iris Gadischke von der AuszeitAgentur

Daniela Scholl und Iris Gadischke von der AuszeitAgentur

Ich bin Daniela Scholl, Jahrgang 72. Ich führe seit letztem Jahr zusammen mit Iris Gadischke die AuszeitAgentur in Frankfurt. Zu mir persönlich: Ich bin sehr neugierig. Dadurch erfahre ich jeden Tag von spannenden Projekten, Einsatz- und Urlaubsmöglichkeiten, neuen Ideen und Bewegungen, schließe neue Kontakte und probiere einiges aus. Ich erlebe jeden Tag aufs Neue, dass es so viele Möglichkeiten gibt! Momentan beschäftige ich mich- neben der ständigen spannenden Recherche nach Auszeitmöglichkeiten- v.a. mit Ahnenforschung, Biografien, meinen diversen Sammel- leidenschaften, dem Garten und dem völlig an mir (bisher!) vorbeigegangenen Trend des Urban Exploring. Geocaching habe ich in Australien ausprobiert und finde diese Art der Schnitzeljagd großartig! Besser als Topfschlagen. Ich bin Frankfurt-Fan, seit ich vor 11 Jahren in diese kleine große Stadt gezogen bin: das viele Grün, die Seen im Umland, der Taunus vor der Tür, die Apfelweinkultur fernab der Großkneipen für Touristen, Goethe, die Architektur, die Vielseitigkeit, die vielen Kleinode….und ich habe immer noch nicht alles gesehen (noch lange nicht). Ich bin glücklich, wenn ich Menschen um mich habe, die ich liebe. Astrid Lindgren mag ich, ebenso Erich Kästner (Das Eisenbahngleichnis!), einiges von Wondraschek und Bukowski, Andreas Franz, Helen Fielding, Biografien und und und. Ich schwimme und wandere gerne und „entdecke“, wann immer es etwas zu entdecken gibt.

2. Worum geht es bei der AuszeitAgentur und wie sind Sie auf die Idee dazu gekommen?

Iris und ich haben unsere persönlichen Erfahrungen mit der Planung und Durchführung von Auszeiten gemacht und zudem aus dem Freundes- und Bekanntenkreis einiges mitbekommen. Eine erste Frustration bei diesen Planungen war v.a., dass uns niemand sagen konnte, an welche Stellen ich mich wenden muss, wenn ich z.B. unbezahlten Urlaub nehmen will: Krankenkasse, Rentenversicherung etc. Die gesamte Organisation einer längeren unbezahlten Abwesenheit vom Job hat auch einige Freunde davon abgehalten, eine solche Auszeit in Angriff zu nehmen. Eine gute Freundin wollte sich sozial engagieren und hat einfach keine Organisation gefunden, die sie im hohen Alter von fast 40 Jahren 🙂 und ohne Zahlung mehrerer tausend Euro für einige Monate freiwillig mitarbeiten lassen wollte. Daraus entstand die Idee der AuszeitAgentur: den Weg in eine
berufliche Auszeit zu unterstützen und zu begleiten, Möglichkeiten und Lösungen finden für die Auszeitgestaltung, Impulse geben, individuell die Realisierung eines Jugendtraumes unterstützen.

3. Welche Zielgruppe hat die AuszeitAgentur?

Da es für Menschen unter 35 Jahren verschiedene Angebote und Anbieter gibt, wie z.B. Work & Travel, ist unsere Zielgruppe zwischen 35 und 60 Jahre alt und männlich wie weiblich. Sie hat ein „Bewusstsein“ fürs Leben, z.B. regionale Produkte,spirituelle Themen, ist aktiv und sportlich. Auch kulturelle Themen spielen eine große Rolle. Unsere Statistik zeigt, dass ca. 70% unserer Kunden weiblich sind.

4. Welche kreativen Möglichkeiten/Projekte für eine Auszeit bieten Sie an?

Wir haben eine Datenbank, die beständig wächst: vom Sommer auf der Alm inkl. den Informationen, wo und zu welchen Bedingungen ich einen Senner-Kurs vorab machen kann, über Klöster und spirituelle Retreats weltweit bis hin zu der momentan am meisten nachgefragten freiwilligen Mitarbeit im Ausland. Hierzu einige Beispiele: es gibt die Möglichkeit der Mitarbeit in einem Kinderdorf in Guatemala, in einem Schulprojekt in Indien, in einer Handwerksschule in Tansania. Hierbei war es uns wichtig, auch Organisationen zu finden, die als Gegenleistung für die Mitarbeit zumindest eine Unterkunft oder auch Kost & Logis anbieten. Sie können aber auch im Zirkus mitreisen, die britischen Nationalparks unterstützen oder nach Südseeperlen tauchen- alles eine Frage von Motiv, Zeit und Geldbeutel. Die Träume eines Menschen passen aber nicht unbedingt in bestehende Projekte, daher bieten wir auch ganz konkret die Umsetzung eines individuellen Wunsches an. Z.B. hat eine unserer Kundinnen den Traum, für 4-5 Monate in Manhattan zu leben und zu arbeiten, und es sollte „irgend etwas mit Kunst sein“. Wir haben zur Freiwilligenarbeit bei einer anerkannten Organisation geraten wegen der wirklich vereinfachten Visum-Beantragung, haben eine passende Organisation recherchiert, den Kontakt hergestellt, ein privates Zimmer gefunden und somit geht am 30.07. der Flieger los ins große Abenteuer der Jugendträume! Alles ist möglich.

5. Wie gehen Sie bei der Auszeit-Planung vor und mit wie viel Zeit muss man von der ersten Idee bis zum Abschluss der Vorbereitung rechnen?

Das Angebot des Arbeitgebers, die gewünschte Auszeitgestaltung, die verfügbare Zeit und das Budget bestimmen v.a. die Planungsintensität und -dauer. Als Faustregel gilt: die Dauer der gewünschten Auszeit sollte vorab auch für die Planung berücksichtigt werden. Dann ist man auf der sicheren Seite. D.h. ein Jahr Auszeit, mindestens ein Jahr Planung. Die Planung richtet sich individuell nach den Wünschen und Bedürfnissen des Einzelnen. Wir machen zuerst eine Bestandsaufnahme der beruflichen wie privaten Lebenssituation, benennen das Ziel der Auszeit, bedienen uns auch gerne eines Persönlichkeitstests, um den Menschen möglichst intensiv kennen zu lernen.

6. Können Sie Auszeitwilligen Arbeitnehmern noch einen guten Tipp mit auf den Weg geben?

Das letzte Wort überlassen wir gerne Mark Twain, der sagte: „In 20 Jahren wirst Du dich mehr ärgern über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die, die du getan hast. Also wirf die Leinen und segle fort aus deinem sicheren Hafen. Fange den Wind in deinen Segeln. Forsche. Träume. Entdecke.“

Vielen Dank für das Interview!

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