Ende September 2024 war es mal wieder soweit: Ich bin für eine 10-tägige Fernwanderung auf die Mittelmeerinsel Menorca gereist. Mein Ziel war es die Insel auf dem Cami de Cavalls (GR 223), einem historischen Fernwanderweg, zu umrunden. Schon seit einigen Jahren hatte ich diese Wanderung geplant, doch aus verschiedenen Gründen – vor allem wegen der hohen Kosten – immer wieder verworfen. Im Folgenden möchte ich meine Eindrücke von dieser Wanderung schildern – von den Landschaften bis hin zu den Herausforderungen, die ich unterwegs zu meistern hatte.
Cami de Cavalls Karte

Karte auf Basis von Open Street Map
Etappe 1: Maó – Es Grau (ausgelassen)
Ursprünglich war die erste Etappe von der Inselhauptstadt Maó nach Es Grau geplant, doch aus Gründen, die ich im Folgenden erläutere, habe ich diese ausgelassen. Die Strecke ist nur 10 Kilometer lang und hätte etwa 3 Stunden in Anspruch genommen. Allerdings war es in Es Grau unmöglich, eine bezahlbare Unterkunft zu finden – die Preise für ein Einzelzimmer lagen bei weit über 100 Euro pro Nacht. Da mein Flug bereits früh morgens um 7:40 Uhr landete, entschied ich mich, direkt mit dem Taxi vom Flughafen nach Es Grau zu fahren. Die Fahrt dauerte nur 15 Minuten und kostete 23 Euro. In Es Grau angekommen, versorgte ich mich im kleinen Supermarkt mit Getränken und einigen Backwaren und startete direkt in die zweite Etappe der Wanderung. Rückblickend wäre auch eine andere Herangehensweise möglich gewesen: Ich hätte zum Beispiel von Es Grau in entgegengesetzter Richtung nach Maó laufen können, wo die Übernachtungspreise zwar immer noch hoch, aber doch günstiger sind. Diesen Aspekt werde ich im Verlauf des Berichts noch öfter erwähnen, denn leider sind die Unterkunftskosten auf der gesamten Insel recht teuer (außer man zeltet wild, was in Spanien allerdings offiziell nicht erlaubt ist).

Etappe 2: Es Grau – Arenal d’en Castell
Morgens um 8:30 Uhr startete ich meine erste Etappe auf dem Cami de Cavalls. Nach einer etwa fünfeinhalbstündigen Wanderung – inklusive einer halbstündigen Badepause – erreichte ich gegen 14:00 Uhr Arenal d’en Castell. Mit 22 Kilometern war diese Etappe eine der längsten der gesamten Inselumrundung.
Der Weg führte mich zunächst über einen Steg zum Strand von Es Grau. Von dort aus wandert man nach Norden in den Parc Natural de s’Albufera des Grau, einem Naturschutzgebiet, das die unberührte Natur Menorcas eindrucksvoll widerspiegelt. Der Pfad ist durchgängig hervorragend markiert und verläuft größtenteils in Küstennähe. Man wandert von einer Bucht zur nächsten, wobei die Steigungen zwischen den Buchten sehr moderat sind, sodass ich gut vorankam.
Nach etwa zweieinhalb Stunden erreichte ich den Strand Platja d’en Tortuga, einen Strand, der sich hervorragend für eine Badepause eignet. Das Wasser war kristallklar und mit ca. 23 Grad Ende September auch von den Temperaturen noch akzeptabel. Die Pause war daher eine willkommene Erfrischung nach dem ersten Teil der Strecke.

Nicht lange nach dem Strand stieß ich auf eine Straße, die zum Cap de Favaritx und dem dazugehörigen Leuchtturm führt. Dies markierte etwa die Hälfte der Etappe. Von hier aus wendet sich der GR 223 gen Westen, und der Weg entfernt sich von der Küste.
Aufgrund von Regenfällen an den Vortagen stieß ich in diesem Abschnitt auf einige Herausforderungen. Einige Wegstrecken waren stark überschwemmt, das Wasser stand für mehrere hundert Meter fast knietief. Ich hatte die Wahl: Entweder durch das dichte Gebüsch am Rand kämpfen oder auf meine Trekkingsandalen umsteigen und durch das braune Wasser waten. Ich entschied mich für letzteres. Trekkingstöcke wären hier hilfreich gewesen, da die Wassertiefe gelegentlich schwer einzuschätzen war. Da ich jedoch nur mit Handgepäck angereist war, musste ich ohne die Stöcke auskommen.

Trotz der Schwierigkeiten erreichte ich schließlich Port d’Addaia, wo ich erstmals wieder auf Zivilisation traf. Hier hatte ich drei Optionen für eine Übernachtung: Port d’Addaia, Coves Noves oder Arenal d’en Castell. Diese drei Orte gehen fast nahtlos ineinander über, sodass ich mich für die günstigste Unterkunft in Arenal d’en Castell entschied.
In Arenal d’en Castell angekommen, stellte sich die Infrastruktur als „ganz okay“ heraus: Es gibt mehrere Supermärkte, Restaurants, eine Apotheke und einen recht schönen Stadtstrand. Hier konnte ich zum ersten Mal seit meiner Ankunft auch die lokale Küche ausprobieren. Das 3-gängige Menú del Día, das ich schon von diversen Spanienaufenthalten kannte, gab es allerdings für stolze 21 Euro – ein weiterer Hinweis darauf, wie teuer Menorca leider ist.

Etappe 3: Arenal d’en Castell nach Fornells (bzw. Ses Salines)
Die dritte Etappe war mit nur 10 Kilometern relativ kurz und rückblickend auch nicht das Highlight der Wanderung. Im Nachhinein hätte ich diese Etappe mit der vierten Etappe kombinieren können. Warum ich das nicht gemacht habe, werde ich später im Bericht zur vierten Etappe erklären.
Der Tag begann mit einem kurzen Küstenspaziergang auf einem steinigen Pfad, bis ich den Nachbarort Son Parc erreichte. Dort gibt es einen Supermarkt und auch ein Café, das sich zum Frühstücken eignet. Ich erwähne es deshalb, weil es an den folgenden Tagen selten Gelegenheit gab unterwegs zu frühstücken oder einzukehren. Nach einer kleinen Stärkung führte mich der Weg durch ein schattiges Waldstück, bis ich erneut auf eine Stelle traf, die aufgrund von Regenfällen komplett überflutet war. Wie am Vortag musste ich auf meine Trekkingsandalen umsteigen und durch das Wasser waten. Danach war der Weg aber trocken.
Etwa auf halber Strecke der Etappe traf ich auf eine vielbefahrene Straße. Leider gibt es hier keine Alternativen, und man muss bis zum Etappenziel (ca. 5 Kilometer) auf dem Seitenstreifen laufen. Zum Glück ist dies eine der wenigen Etappen, auf denen man auf Straßen gehen muss.

Für das Etappenziel gab es mehrere Möglichkeiten. Der Ort Fornells bietet die beste Infrastruktur – mit Hotels, Supermärkten und Restaurants, allerdings ohne Strand. Fornells liegt außerdem etwa 25 Minuten Fußweg vom GR 223 entfernt. Eine Alternative ist das kleine Dorf Ses Salines, das direkt am Weg liegt. Die Infrastruktur dort ist sehr begrenzt: Es gibt ein Hotel und ein Restaurant, aber keinen Supermarkt. Der Strand (Cala Tirant / Platjes de Fornells) ist ca. 20 Minuten zu Fuß entfernt. Eine dritte Option ist die Cala Tirant. Direkt am Strand gibt es auch einige Ressorts und Apartmentanlagen sowie mehrere Restaurants und Supermärkte.
Ich entschied mich (natürlich aus Kostengründen) für das Hostal Port Fornells* in Ses Salines. Diese familiär geführte Unterkunft ist sehr gut auf Wanderer eingestellt: Es gibt Frühstück, man kann für die Wanderung Bocadillos (Brötchen) zum Mitnehmen bestellen und es gibt eine kleine Bar, in der man Wasser und sonstige Getränke kaufen kann. Auch die Nutzung einer Waschmaschine ist möglich. Der nette Betreiber bestellt auch ein Taxi, je nachdem wo man die Wanderung am Morgen beginnen möchte.
Etappe 4: Fornells (bzw. Ses Salines) nach Binimel-la
Die vierte Etappe des Cami de Cavalls führt in knapp 10 Kilometern von Fornells bzw. Ses Salines nach Binimel-la. Eine wichtige Info für Wanderer: Binimel-la ist zwar ein schöner Strand, eignet sich aber nicht als Etappenziel, da es dort keine Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Es gibt lediglich ein Café/Restaurant, aber kein Hotel. Vom Strand führt eine etwa 2 Kilometer lange Schotterpiste ins Landesinnere, wo man eine geteerte Straße erreicht. Wer von Binimel-la ein Taxi nehmen möchte, muss diese Schotterpiste entlanglaufen, da Taxis nicht auf der Schotterpiste fahren. Da es in der Gegend teils schlechten Handyempfang gibt – es empfiehlt sich, das Taxi vorab zu bestellen, etwa direkt über die Unterkunft oder die lokale Taxizentrale.

Da mir diese Problematik bewusst war, entschied ich mich, am Morgen vom Hostal Port Fornells ein Taxi nach Binimel-la zu nehmen (Kostenpunkt: 13 Euro) und von dort aus zurück nach Ses Salines zu laufen. Für die kurze Etappe benötigte ich etwa drei Stunden.
Ein Highlight der Etappe waren die schönen Strände. Neben Binimel-la liegen im Osten einige Buchten, die sich bei gutem Wetter hervorragend für eine Badepause eignen. Insgesamt wurde dieser Abschnitt für mich mehr zu einem entspannten Strandtag als zu einer klassischen Wanderetappe.

Etappe 5: Binimel-la nach Cala Morell
Die fünfte Etappe des Cami de Cavalls würde ich ohne Zweifel als die Königsetappe bezeichnen. Früh morgens, um 8:30 Uhr, nahm ich ein Taxi und erreichte Binimel-la rechtzeitig, um noch vor 9 Uhr mit der Wanderung zu beginnen. Wie bereits bei der vorherigen Etappe führte mich der Weg zunächst über die 2 Kilometer lange Schotterpiste zum Strand von Binimel-la, wo die eigentliche Etappe startete.
Von Binimel-la bis zum Etappenziel Cala Morell sind es etwa 24 Kilometer – wenn man die 2 Kilometer auf der Schotterpiste dazuzählt, kommt man auf eine lange und anspruchsvolle 26 Kilometer Etappe. Unterwegs gibt es keine Infrastruktur für Wanderer, was die Etappe zusätzlich erschwert. Verpflegung und ausreichend Wasser sind hier Pflicht!
Die ersten zwei bis drei Stunden der Wanderung waren überraschend bergig. Der Weg führte mich zwischen den Buchten immer wieder hoch und runter, sodass einige Höhenmeter zu bewältigen waren. Die Anstrengung lohnte sich jedoch, da die Aussichten auf die Küste und die verschiedenen Buchten einfach spektakulär waren.

Etwa zur Mittagszeit erreichte ich den beliebten Badestrand Cala Pilar, der etwa die Hälfte der Etappe markiert. Hier war deutlich mehr los, da der Strand ähnlich wie Binimel-la über eine Schotterpiste mit dem Landesinneren verbunden ist und somit auch Tagesbesucher mit dem Mietwagen anzieht. Ein perfekter Ort für eine Pause und ein erfrischendes Bad im Meer.

Im weiteren Verlauf der Etappe gab es noch mehrere Möglichkeiten eine Strandpause einzulegen. Trotz der Länge der Etappe kam ich gut voran und erreichte gegen 16 Uhr mein Ziel, Cala Morell.
Cala Morell selbst bietet wenig Infrastruktur für Wanderer. Es gibt keinen Supermarkt, nur zwei Restaurants – eines davon schließt bereits um 17 Uhr die Küche, das andere ist ein (teures) japanisches Restaurant, das erst um 19 Uhr öffnet. Glücklicherweise bot meine Unterkunft, die Apartamentos Sa Cala*, eine kleine Bar, die tagsüber geöffnet war. Ab 19 Uhr öffnete dort auch die Küche, die einfache Gerichte wie Pizza und Pasta anbot. Die Pizza war allerdings von der Qualität eher vergleichbar mit einer Fertigpizza. Neben der Bar gab es auch einen kleinen Laden, allerdings waren die Preise ziemlich hoch. So kostete eine Flasche San Pellegrino Wasser (1 Liter) stolze 3 Euro.
Insgesamt war dies eine anspruchsvolle, aber lohnende Etappe – eine der schönsten auf dem gesamten Cami de Cavalls.
Etappe 6: Cala Morell – Ciutadella
Am Morgen begann ich meinen Wandertag mit einem einfachen Frühstück. Die Bar der Apartmentanlage war ab 8 Uhr geöffnet und bot für 3,50 Euro einen Café con leche und ein Croissant.
Die 6. Etappe führte mich über rund 17 Kilometer bis nach Ciutadella, die zweitgrößte Stadt Menorcas. Für die Strecke habe ich etwa viereinhalb Stunden benötigt, da der Weg im Vergleich zu den vorherigen Etappen relativ flach war.
Der Pfad verlief entlang der Steilküste, und ich merkte schnell, dass diese Etappe landschaftlich etwas monotoner war. Der weite Blick über die felsige, karge Landschaft begleitete mich die ganze Zeit. Es gab kaum Vegetation, nur gelegentlich Steinmauern und Tore, die den Privatbesitz voneinander abgrenzten. Das Gelände war größtenteils steinig, was etwas Aufmerksamkeit verlangte, um nicht ins Stolpern zu geraten.

Eine willkommene Abwechslung auf dieser Etappe war die Begegnung mit einem anderen Fernwanderer, einem Tschechen, der Menorca auf der gleichen Route in acht Tagen umrundete. Anders als ich campierte er aus Kostengründen weitgehend wild, was offiziell in Spanien nicht erlaubt ist. Es war interessant, einen weiteren Wanderer zu treffen, da der Weg größtenteils einsam war.
Ein Tipp für diese Etappe: Nach etwas mehr als drei Stunden erreichte ich Cala en Blanes, den ersten und einzigen Ort vor Ciutadella. Auf den 15 Kilometern zwischen Cala Morell und Cala en Blanes gibt es keine Möglichkeit, Wasservorräte aufzufüllen. Daher ist es wichtig, genügend Getränke mitzunehmen, besonders da der Weg wenig Schatten bietet. Cala en Blanes bietet mehrere Supermärkte und Restaurants – eine gute Gelegenheit für eine kurze Pause. Hier gibt es auch einen Strand mit Bademöglichkeit, bevor man die letzte Stunde bis zum Etappenziel in Angriff nimmt.
Ciutadella ist die zweitgrößte Stadt der Insel nach Maó. Mit ihrer schönen Altstadt, den engen Gassen und der imposanten Kathedrale bietet Ciutadella einen reizvollen Kontrast zur wilden Küstenlandschaft, die ich auf den vorangegangenen Etappen erlebt hatte.

Ein Hoteltipp für Wanderer ist das Cala Bona y Mar Blava*, nur etwa 500 Meter von der Altstadt entfernt. Besonders angenehm fand ich die Treppe, die direkt vom Hotel zu einem Meeresarm führt, der sich hervorragend zum Schwimmen eignet – perfekt nach einem langen Wandertag. Auch ein kleiner Stadtstrand ist in der Nähe.
Etappe 7: Ciutadella – Cala en Bosch
Die siebte Etappe des Cami de Cavalls führte mich über 13 Kilometer von Ciutadella nach Cala en Bosch an der Südküste der Insel. Ähnlich wie am Vortag verlief der Weg größtenteils flach und einfach, sodass ich für die Strecke etwa drei Stunden benötigte.
Zu Beginn führte mich der Weg für etwa eine Stunde aus Ciutadella hinaus, vorbei am Fährhafen und zahlreichen Apartmentanlagen. Wer noch nicht gefrühstückt hat, findet in diesem Abschnitt einige Cafés und Supermärkte, um sich zu stärken. Nach etwa einer Stunde erreichte ich die Platja Cala de Blanca, einen kleinen Meerarm mit einem Strand – die erste und zugleich letzte Bademöglichkeit vor Cala en Bosch.
Kurz nach Cala de Blanca verlässt man die Zivilisation, und der Weg führt für etwa zwei Stunden entlang eines steinigen Pfades weiter in Richtung Süden. Ähnlich wie am Vortag ist das Gelände karg und felsig, ohne nennenswerte Vegetation oder Schatten. Die Aussicht über die Küste und das Meer bleibt weitgehend unberührt und bietet einen schönen, wenn auch monotonen Anblick.

Gegen Ende der Etappe, kurz bevor man die Südküste erreicht, kommt der Leuchtturm Far d’Artrutx in Sicht. Dies markiert auch das Ende des unbewohnten Küstenabschnitts, und man trifft wieder auf die Zivilisation. Die Ferienorte Cap d’Artrutx, Cala en Bosch und Son Xoriguer gehen nahtlos ineinander über.

Für die Unterkunft hat man hier zahlreiche Optionen. Ich entschied mich – wie gewohnt aus Kostengründen – für eine Apartmentanlage in der Nähe des Strandes Cala en Bosch. Alle drei Orte bieten eine gute Infrastruktur für Wanderer (Supermärkte, Restaurants etc..).
Etappe 8: Cala en Bosch – Cala Galdana
Die achte Etappe führte mich über knapp 16 Kilometer von Cala en Bosch nach Cala Galdana. Leider hatte ich an diesem Tag etwas Pech mit dem Wetter: Es war stark bewölkt und leichter Regen setzte immer wieder ein. Die Strecke legte ich in etwa vier Stunden zurück.
Die Etappe verlief überwiegend flach und führte über steinige Pfade ohne nennenswerte Höhenmeter. Unter normalen Bedingungen wäre dies ein schöner Wander- und Badetag gewesen, denn die Route führt an fünf recht hübschen Stränden vorbei, die sich bei gutem Wetter hervorragend für Badepausen eignen. Doch aufgrund des Regens und der an den Strand gespülten Algen lohnte sich ein Badestopp an diesem Tag leider nicht.

Cala Macarella, die letzte Bucht vor dem Etappenziel Cala Galdana, bietet ein Restaurant, das sich gut für eine kleine Mahlzeit oder einen Kaffee eignet, bevor man die letzten Kilometer bis Cala Galdana in Angriff nimmt. An den Stränden der Südküste war trotz des schlechten Wetters deutlich mehr los als an der ruhigen Nordküste. Neben Tageswanderern waren hier auch einige Ausflugsbote mit lauter Party-Musik unterwegs. Das dürfte daran liegen, dass sich die großen Touristenorte mehrheitlich im Süden der Insel befinden.

Das Etappenziel Cala Galdana ist ein beliebter Urlaubsort an der Südküste Menorcas und bietet eine gute Infrastruktur. Hier findet man zahlreiche Hotels, Apartmentanlagen, Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten.

Etappe 9: Cala Galdana – Son Bou
Die neunte Etappe führte mich über rund 20 Kilometer von Cala Galdana nach Son Bou. Bei besserem Wetter als am Vortag, mit angenehmen Temperaturen um die 25 Grad, legte ich die Etappe in etwa viereinhalb Stunden zurück.
Für die ersten zwei Stunden entfernt sich der Weg von der Küste und verläuft durch das Landesinnere. Diese Strecke ist landschaftlich weniger spektakulär, aber dafür gut begehbar. Erst kurz vor dem Ort Sant Tomàs nähert man sich wieder dem Meer, wo auch die erste Bademöglichkeit an einem Steinstrand auf Wanderer wartet.

In Sant Tomàs, etwa zwei Drittel der Strecke, gibt es einige Restaurants und Cafés, bevor man sich auf die letzten Kilometer nach Son Bou macht. Auf den letzten Kilometern verlässt der GR 223 die Küste, man kann aber auch dem langen Sandstrand bis nach Son Bou folgen. Son Bou bietet mit Hotels, Apartmentanlagen, Restaurants und Supermärkten eine gute Infrastruktur und aufgrund des langen Sandstrandes viel Platz zum Entspannen nach dieser Etappe.

Etappe 10: Son Bou – Binissafúller
Die zehnte Etappe führte mich von Son Bou nach Binissafúller. Mit 22 Kilometern und einer Laufzeit von rund fünfeinhalb Stunden war diese eine der längeren Strecken meiner Wanderung auf dem Cami de Cavalls.
Der Weg verließ zu Beginn erneut die Küste und verlief landeinwärts und näherte sich erst kurz vor dem ersten Ort, Cala en Porter, wieder dem Meer an. Hier bot sich eine gute Gelegenheit für ein spätes Frühstück im Don Gelato Café, das ab 10 Uhr öffnet. Ab Cala en Porter folgte eine längere Straßenetappe, die jedoch deutlich weniger Verkehr aufwies als auf der dritten Etappe. Dies machte den Straßenabschnitt angenehmer als erwartet. Kurz vor dem Etappenziel gab es noch einige kleinere Buchten, die sich für eine kurze Abkühlung im Meer eigneten. Mein Ziel, Binissafúller, erreichte ich schließlich am späten Nachmittag.

Etappe 11: Binissafúller – Maó
Die letzte Etappe des Cami de Cavalls führte mich von Binissafúller zurück zur Inselhauptstadt Maó. Die Strecke war etwa 20 Kilometer lang und ich benötigte dafür rund vier Stunden.
Die ersten 8 Kilometer verliefen in Küstennähe und waren relativ flach, ohne nennenswerte Steigungen. Der Weg folgt einer wenig befahrenen Straße und man konnte auf dem Gehweg laufen, was sehr angenehm war. In Punta Prima, einem kleinen Küstenort, gab es ein Cafe und eine Gelegenheit für eine kurze Frühstückspause.

Nach Punta Prima entfernte sich der Pfad wieder etwas von der Küste und führte mich Richtung Norden. Unterwegs kam ich an einem gut erhaltenen Wehrturm vorbei und erreichte schließlich das beeindruckende Fort Malborough, das aus der britischen Besatzungszeit der Insel stammt. Ein kurzer Abstecher zur Festung lohnt sich, besonders wenn man sich für die Geschichte der Insel interessiert.
Von dort bog der Weg nach Westen ab und führte mich allmählich in Richtung der Inselhauptstadt Maó. Zunächst erreichte ich Es Castell, einen Nachbarort von Maó. Ab hier würde ich bei einer erneuten Wanderung allerdings nicht mehr dem offiziellen Pfad folgen: Die letzten 5 Kilometer nach Maó verlaufen schnurgerade auf einem Gehweg entlang einer vielbefahrenen Hauptstraße. Es gibt hier nichts zu sehen, und der Lärm des Verkehrs ist wenig reizvoll. Im Nachhinein hätte ich an dieser Stelle den Bus genommen, um meine Energie für die Besichtigung der schönen Altstadt von Maó zu sparen.
Maó selbst ist mit ihrer geschichtsträchtigen Altstadt, den engen Gassen und dem beeindruckenden Hafen ein lohnenswertes Ziel, um die Wanderung ausklingen zu lassen. Ein Spaziergang durch die Stadt ist der perfekte Abschluss für die Umrundung Menorcas.

Beste Reisezeit
Die beste Zeit, um den Cami de Cavalls zu erwandern, ist im Frühling (April bis Mai) und im Herbst (Mitte September bis Oktober). Zu diesen Zeiten sind die Temperaturen angenehm, und man entgeht der Sommerhitze, die auf Menorca besonders von Juni bis August sehr intensiv sein kann – oft über 30 Grad Celsius. Die milden Frühlings- und Herbstmonate bieten perfekte Bedingungen für lange Wandertage, mit Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad. Im Herbst, besonders Ende September und Oktober, sind die Wassertemperaturen noch angenehm warm (ca. 23–25 Grad), sodass man nach einer anstrengenden Wanderung problemlos ins Meer springen kann.
Der Winter kann auf Menorca ungemütlich werden, da es stürmisch und regnerisch sein kann. Viele Unterkünfte und Restaurants sind in dieser Zeit geschlossen und die Öffnungszeiten auf Google Maps werden nicht immer korrekt angezeigt. Je weiter man außerhalb der Sommersaison anreist, desto schwieriger wird es ggf. mit der Infrastruktur.
Kosten und Budget
Der Cami de Cavalls ist, verglichen mit anderen Fernwanderwegen, relativ teuer. Insbesondere die Unterkunftskosten können ein Problem darstellen, da es auf Menorca kaum günstige Hotels und Hostels mit Schlafsälen gibt. Die meisten Übernachtungsmöglichkeiten bestehen aus Hotels oder Apartmentanlagen, die eher auf Urlauber als auf Fernwanderer ausgelegt sind. Ein Einzelzimmer ist oft deutlich teurer, und wer alleine unterwegs ist, sollte sich auf höhere Kosten einstellen.
Übernachtungskosten: Für ein Einzelzimmer in einer einfachen Unterkunft können die Preise zwischen 60 und 120 Euro pro Nacht liegen. Apartmentanlagen bieten manchmal die Möglichkeit, eine eigene Küche zu nutzen, was hilft, die Verpflegungskosten zu senken. Allerdings muss man dann ggf. Lebensmittel mitschleppen. Es lohnt sich, in einer Gruppe zu reisen, da man sich so ein Apartment teilen und die Kosten pro Person reduzieren kann.
Verpflegung: Essen gehen kann ebenfalls ins Geld gehen. In vielen Restaurants kosten Menüs ab 20 Euro aufwärts, und auch die Preise in Supermärkten sind auf Menorca höher als auf dem spanischen Festland. Wer ein Apartment mit Küche hat, kann durch Selbstverpflegung etwas sparen, indem man Lebensmittel vor Ort einkauft und Mahlzeiten selbst zubereitet. In abgelegenen Orten wie Cala Morell gibt es jedoch nur sehr begrenzte Einkaufsmöglichkeiten, daher sollte man vorausschauend planen.
Anreise: Von Deutschland aus gibt es einige Direktverbindungen, z. B. mit Tuifly ab Frankfurt. Bei rechtzeitiger Buchung sind die Flüge (nur Handgepäck) teilweise für unter 100 Euro erhältlich. Alternativ ist auch die An- und Abreise über die Nachbarinsel Mallorca möglich. Fast stündlich verkehrt die spanische Airline Iberia zwischen Maó und Palma de Mallorca. Die Flugpreise für den 50-minütigen Flug sind mit 80 bis 90 Euro aber vergleichsweise teuer.
Schwierigkeitsgrad und Wegbeschaffenheit
Der Cami de Cavalls ist insgesamt ein gut zugänglicher und moderat anspruchsvoller Wanderweg. Er ist hervorragend markiert, sodass ein Verlaufen nahezu unmöglich ist. Alle 100 Meter findet man entlang der gesamten Route Holzpflöcke mit Wegmarkierungen, die die Orientierung deutlich erleichtern.
Ein Großteil der Strecke führt über breite, manchmal steinige Wege, die leicht begehbar sind. Auch wenn der Weg teilweise über privates Land verläuft, ist er vollständig für die Öffentlichkeit zugänglich. Abgesehen von einigen Abschnitten an der Nordküste, wo das Gelände etwas rauer und felsiger ist, bleiben die Höhenmeter moderat. Für die meisten Etappen sind keine steilen Anstiege zu bewältigen, was den Weg auch für weniger erfahrene Wanderer geeignet macht.
Fazit
Der Cami de Cavalls ist ein landschaftlich sehr reizvoller Küstenweg, der beeindruckende Ausblicke, tolle Strände und eine abwechslungsreiche Natur bietet. Die zahlreichen Buchten und die unberührten Küstenabschnitte (vor allem im Norden) machen ihn zu einer einzigartigen Wanderroute.
Ein klarer Nachteil sind jedoch die vergleichsweise hohen Kosten für Unterkunft und Verpflegung. Die Infrastruktur ist oft nicht auf Weitwanderer ausgelegt – vor allem in abgelegenen Orten wie Cala Morell fehlt es an Supermärkten. Auch günstige Hostels sind auf der Insel Mangelware und wenn überhaupt in Maó und Ciutadella zu finden.
Darüber hinaus habe ich auf der Strecke nur selten andere Fernwanderer getroffen, was eine Atmosphäre wie auf dem Jakobsweg oder dem Fischerweg in Portugal vermissen ließ. Man läuft eher für sich allein und begegnet hauptsächlich Tageswanderern oder Wandergruppen, oft bestehend aus Senioren.
Trotz dieser Herausforderungen bleibt der Cami de Cavalls eine lohnende Erfahrung für alle, die Einsamkeit und Natur abseits der ausgetretenen Pfade suchen.
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Hallo, ich bin Rainer. In meinem Blog dreht sich alles um berufliche Auszeiten, wie Sabbaticals und Fernwanderungen. Als leidenschaftlicher Wanderer und mehrfacher Pilger auf dem Jakobsweg sowie anderen Weitwanderwegen teile ich meine Erfahrungen und gebe praktische Tipps für alle, die sich nach einer Auszeit sehnen.
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Hallo Rainer, danke für Deinen Wanderbericht, der noch mehr Lust auf den Cami macht. Ich plane ihn diesen Herbst oder auch nächstes Frühjahr, dann steige ich in die passive ATZ ein und habe viel Zeit 🙂 Besonders die geschickte „Taxivariante“ der extrem langen Etappe im Norden werde ich mir merken!
Weiterhin auch für Dich Buen Camino, Birgit