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14 Tage auf dem Fischerweg durch Portugal – Erfahrungen 2022

Anfang April hatte ich die Gelegenheit für 2 Wochen auf dem Fischerweg (Fishermen’s Trail) durch den Süden Portugals zu wandern. Der Fischerweg ist Teil des portugiesischen Fernwanderwegs Rota Vicentina und zählt zu den schönsten Küstenwanderwegen Europas. Auf über 200 Kilometern bietet der Weg eine spektakuläre Natur mit beeindruckenden Steilküsten und unzähligen Stränden. Über meine Route, die Highlights und was mir sonst noch unterwegs aufgefallen ist, berichte ich hier.

Rota Vicentina / Fischerweg / Historischer Weg

Damit bei weiteren Lesen des Textes keine Verwirrung aufkommt, möchte ich zunächst ein paar Begrifflichkeiten erläutern. Wer den Fischerweg läuft, wird zwangsläufig auch mit der „Rota Vicentina“ und dem „historischen Weg“ in Berührung kommen. Der Fischerweg ist Teil des Weitwanderwegs Rota Vicentina, der südlich von Lissabon durch die Regionen Alentejo und Algarve verläuft. Der Fischerweg verläuft, wie der Name vermuten lässt, immer in Meeresnähe. Teil der Rota Vicentina ist allerdings auch der historische Weg, welcher auf einer ähnlichen Nord-Südroute wie der Fischerweg verläuft, allerdings im Gegensatz zum Fischerweg im portugiesischen Hinterland. Wer den gesamten Fischerweg läuft, läuft zum Teil auch Etappen auf dem historischen Weg. Nämlich immer dann, wenn keine direkte Passage am Meer möglich ist, weicht der Fischerweg auf den historischen Weg aus. Der Fischerweg startet im Norden in Porto Covo und endet im Süden in Lagos. Wer den Fischerweg verlängern möchte, kann im Norden zwischen Santiago do Cacém und Porto Covo noch drei Etappen auf dem historischen Weg dranhängen, was ich auch getan habe. Auf der folgenden Karte habe ich meine Route eingezeichnet und farblich markiert, wann ich auf dem Fischerweg (dunkelblaue Linie) und wann auf dem Historischen Weg (rote Linie) unterwegs war.

Fischerweg Karte

Meine Wanderroute auf dem Fischerweg / historischen Weg

Fischerweg Etappen

Der Weg verläuft wie gesagt durch die 2 südlichsten Regionen Portugals, Alentejo und Algarve. Die Algarve beginnt in etwa auf halber Strecke bei Odeceixe. Die meisten Wanderer laufen die Strecke von Nord nach Süd, vereinzelt trifft man auch Fernwanderer, die die Strecke in entgegengesetzter Richtung laufen (Diese haben die Sonne dann aber immer im Nacken). In welcher Richtung man den Fischerweg läuft, bleibt aber natürlich jedem selbst überlassen. Im Folgenden meine 14 Etappen mit den ungefähren Laufzeiten.

Etappe StreckeEntfernungungefähre Laufzeit (ohne Pausen)
1Santiago do Cacém –  Vale Seco18 km5 Stunden
2Vale Seco – Cercal do Alentejo23 km6 Stunden
3Cercal do Alentejo – Porto Covo16,5 km4,5 Stunden
4Porto Covo – Vila Nova de Milfontes20 km5 Stunden 15 Minuten
5Vila Nova de Milfontes – Almograve15 km4 Stunden 30 Minuten
6Almograve – Zambujeira do Mar22 km5 Stunden 30 Minuten
7Zambujeira do Mar – Odeceixe18 km4,5 Stunden
8Odeceixe – Aljezur22,5 km6 Stunden
9Aljezur – Ariffana19,5 km5 Stunden
10Ariffana – Carrapateira21,5 km6 Stunden
11Carrapateira – Vila do Bispo16 km4 Stunden
12Vila do Bispo  Sagres20,5 km5 Stunden
13Sagres – Salema18 km5 Stunden
14Salema – Lagos23 km7 Stunden
Meine Etappen auf dem Fischerweg / historischen Weg

Da die meisten Etappen eine Laufzeit zwischen 4 und 6 Stunden vorsehen und eine Länge von mehr oder weniger 20 Kilometern haben, dürften diese für viele Wanderer ideal sein. Das Zusammenlegen von Etappen ist zwar theoretisch möglich, dann kommt man aber schnell auf Laufzeiten von 8 bis 10 Stunden, was für durchschnittliche Wanderer zu viel sein dürfte.

Der Fischerweg ist nicht besonders bergig, auf vielen Etappen sind nur 150 bis 300 Höhenmeter zu bewältigen. Auf dem Fischerweg läuft man aber immer wieder Teile im tiefen, weichen Sand, wo man natürlich nur sehr langsam vorankommt. Zudem ist das Laufen mit einem schweren Rucksack im tiefen Sand auf Dauer sehr ermüdend.

Im Sand kommt man nur langsam voran

Einige Passagen führen über hohe Klippen mit zum Teil tiefen – ungesicherten – Abgründen. Die Wege waren in der Regel aber breit genug, so dass man sich keine Sorgen machen musste. Hinweis: Ich hatte aber fast nur gutes Wetter auf meiner Wanderung. Bei schlechtem Wetter (Regen / Wind) ist natürlich mehr Vorsicht angebracht, der Boden ist ggf. aufgeweicht und der steinige Untergrund sehr rutschig.

Wanderführer

Häufig kaufe ich mir vor meinen Touren den Wanderführer vom Rother-Verlag, mit dem ich auf anderen (Fern-)Wanderungen gute Erfahrungen gesammelt habe. Diesmal war ich aufgrund der gemischten Bewertungen bei Amazon („…leider schon komplett überholt …“) unschlüssig und habe mich wegen der besseren Bewertungen für den englischen Reiseführer von „Gillian Price – Portugal’s ROTA VICENTINA: The Historical Way and Fishermen’s Trail“ entschieden habe. Rückblickend muss ich allerdings sagen, dass auch dieser nicht aktuell ist und an der Routenführung in den letzten Jahren sehr viel geändert wurde. Die Etappen 9 und 10 meiner Etappenliste verlaufen komplett anders als im Reiseführer. Die Etappen 13 und 14 zwischen Sagres und Lagos existieren in dem Wanderführer gar nicht. Ich empfehle daher die Etappenplanung anhand der sehr guten Website https://rotavicentina.com/de/ vorzunehmen. Dort lassen sich auch die aktuellen Routendaten in Form von GPX-Files kostenlos herunterladen. Diese können im Anschluss problemlos in Google Maps importiert werden. Ein Verlaufen auf dem eh schon gut markierten Weg ist damit praktisch unmöglich.

Anreise

Die Anreise nach Santiago do Cacém ist in 2 Stunden ab Lissabon möglich. Die Buslinie Rede Express verbindet die beiden Orte bis zu 7 Mal am Tag. Ähnlich viele Verbindungen gibt es nach Porto Covo, wer seine Wanderung von dort beginnt. Abfahrt ist am zentralen Busbahnhof in Lissabon (Sete Rios), der vom Flughafen Lissabon gut mit der Metro erreichbar ist. Wer Lissabon noch nicht kennt, dem kann ich aber einen 1-2-tägigen Zwischenstopp wärmstens empfehlen.

Die Bustickets nach Santiago do Cacém können entweder am Schalter im Busbahnhof oder bereits vorab im Internet unter https://rede-expressos.pt/en/ für 14 Euro gekauft werden. Auch die Abreise ab Lagos ist sehr einfach möglich. Mit dem Zug ist man in 2 Stunden in Faro (7,50 Euro). Von dort gehen regelmäßig Flüge nach Deutschland. Alternativ nimmt man erneut den Bus und ist in knapp 4 Stunden von Lagos zurück in Lissabon (je nach Anbieter 12 bis 20 Euro).

Unterkünfte

Das Finden von Unterkünften war im April kein Problem. Auf Portalen wie Booking.com werden Hotelzimmer (pro Nacht ab 40 bis 60 Euro) und Betten in Schlafsälen von Hostels (pro Nacht ab 15 bis 20 Euro) angeboten. Lediglich in kleineren Orten wie dem Vale Seco (Etappe 1) und Salema (Etappe 13) war es etwas schwieriger eine Unterkunft zu finden. Letztendlich wurde ich dort beim Portal Airbnb fündig.

Unterwegs wild zu zelten ist in Portugal zwar nicht erlaubt, ich habe aber gelegentlich Zelte in weiter Entfernung gesehen. Campingplätze gibt es im Süden Portugals viele, doch diese liegen meist nicht direkt an der Route, so dass ein längerer Umweg notwendig ist.

Tipp: In Porto Covo kann ich das „Ahoy Porto Covo Hostal“ als Unterkunft empfehlen. Der Betreiber Nicolau kennt den Fischerweg sehr gut und hat einige Tipps für Wanderer parat. (z.B. auf welcher Etappe man bei Ebbe direkt am Strand laufen kann, an welcher Stelle man nach Regen aufpassen muss…). Zudem lernt man hier sehr schnell andere Wanderer kennen.

Beste Reisezeit

Als mögliche Reisezeit für den Fischerweg gelten die Monate von September bis Mai. In den Sommermonaten kann im Süden Portugals sehr heiß werden und Tagestemperaturen von 30 Grad und mehr werden erreicht. Auf der gesamten Strecke gibt es kaum schattige Passagen, wer den Weg läuft, läuft weitgehend in der Sonne. Entsprechend ist der Sommer nicht die ideale Wanderzeit für den Fischerweg. Von den Temperaturen am angenehmsten ist es im Frühjahr zwischen März und Mai und im Herbst von September bis November. Aber auch im Winter ist die Wanderung prinzipiell möglich, dann muss allerdings mit mehr Regen gerechnet werden. Selbst in den Wintermonaten fallen die Temperatur im Süden Portugals tagsüber selten unter 10 Grad. In den Unterkünften kann es im Frühjahr und Winter (trotz Heizung) allerdings sehr kalt werden, denn die portugiesischen Häuser sind in der Regel deutlich schlechter isoliert als bei uns.

Der Süden Portugals ist vor allem ein Reiseziel in den Sommermonaten. Bei den wenigen Touristen im Frühjahr und Winter lohnt es sich für viele Restaurants, Cafés und Bars nicht zu öffnen. Allerdings haben nur sehr wenige Betreiber die Öffnungszeiten bei Google Maps und Co. angepasst. Ich stand häufiger vor verschlossenen Türen, und selbst wenn Restaurants laut Google durchgehend geöffnet hatten, war zwischen 15 und 19 Uhr kein Koch anwesend. Cafés und Bars, die abseits der größeren Ortschaften eine Einkehr am Wegesrand versprachen, waren häufig komplett in Winterpause. Wer als Selbstversorger unterwegs war bzw. sich im Supermarkt mit Lebensmitteln eingedeckt hatte und seine Speisen im Hostel (die meisten haben Küchen) zubereitete, für den stellte das natürlich kein Problem dar. Wer morgens vor 9 Uhr einen günstigen Café (für knapp 1 Euro) in einer lokalen Bar trinken wollte, musste manchmal den halben Ort ablaufen. Einige Hotels und Hostels boten Frühstück (ab 7.50 Euro) an, was ich aufgrund der eingeschränkten Infrastruktur häufiger genutzt habe.

Ich hatte im Vorfeld überlegt unterwegs einen Pausentag einzulegen, mich dann aber entschieden bis zur Algarve durchzulaufen. Diese Entscheidung habe ich nicht bereut, denn in den meisten Ortschaften sprach wenig für einen mehrtägigen Aufenthalt. Insbesondere in der Region Alentejo waren im April noch viele Orte im Winterschlaf. Zu einem erheblichen Teil werden die Orte auch nicht mehr von Einheimischen bewohnt, sondern sind zur Vermietung für Urlauber vorgesehen und waren im Winter fast schon Geisterstädte. Lediglich für Surfer kann sich ein oder mehrere Pausentage anbieten. In Ariffana oder Sagres gibt es tolle Surfstrände und auch im April hatten Surfschulen und Surfcamps geöffnet.

Der Strand von Ariffana ist bei Surfern sehr beliebt

Highlights und schönste Etappen

Landschaftlich am schönsten waren die 4 Tage ab Porto Covo bis Odeceixe. Die Etappen zeigen den Fischerweg von seiner besten Seite mit seinen endlosen weißen Sandstränden. Der Weg führt direkt an den Klippen der wilden Westküste vorbei und bei Ebbe war es möglich, Teile der Etappen direkt am Strand zu laufen. Nur sehr selten entfernt sich der Weg an diesen Tagen für längere Zeit von der Küste, was auf den anderen Etappen häufiger vorkommt. Viele Fernwanderer mit Zeitmangel beschränken sich daher auf diese 4 Etappen. Ab Odeceixe gibt es gute Busverbindungen zurück nach Lissabon oder wer von Faro abreist, kann den Bus in die andere Richtung nach Lagos nehmen.

Wandern am Strand
Immer wieder grandios: Die Steilküste am Atlantik

Auch die letzten 2 1/2 Tage an der Algarveküste zwischen dem Cabo de S. Vincente und Lagos haben mir landschaftlich gut gefallen. Unterwegs waren viele kleine Buchten mit teilweise steilen Auf- und Abstiegen zu meistern, die bei Regen allerdings auch einige Rutschgefahr boten. An der Algarve war es im April schon touristischer und der Weg bot deutlich mehr Einkehrmöglichkeiten unterwegs.

Im Vergleich zur Küste etwas weniger spektakulär waren die ersten 3 Tage auf dem historischen Weg. Die Wanderung läuft durch das hügelige, einsame Hinterland Portugals und bietet nur gelegentlich schöne Aussichten. Meist ist man auf Forstwegen unterwegs, es geht durch Wälder und vorbei an Wiesen und Feldern. Unterwegs gibt es immer wieder verfallene Häuserruinen zu besichtigen. Regelmäßig sieht man am Wegesrand Korkeichen, deren Rinde alle 9 bis 11 Jahre abgeschält werden. Die Etappen auf dem historischen Weg bieten auch nur wenige Rastmöglichkeiten unterwegs. Nur ein kleiner Laden im Vale Seco (Café, Kuchen, Wasser, Konserven…), so dass man Essensvorräte für die ersten 2 Tage am besten im Vorfeld in Santiago do Cacém einkauft.

Unterwegs durch das portugiesische Hinterland auf dem historischen Weg

Markierung

Die Rota Vicentina ist ein sehr gut markierter Wanderweg. Der Fischerweg ist regelmäßig durch grün-blaue Balken oder einen blauen Pfeil am Wegesrand markiert. Die Etappen auf dem historischen Weg sind durch einen rot-weißen Balken gekennzeichnet. Wer für 5 Minuten keine Markierung auf dem Weg gesehen hat, ist vermutlich verkehrt und sollte umkehren. Wer sich die GPX Files von der offiziellen Webseite heruntergeladen und bei Google Maps importiert hatte, konnte sich aber wie gesagt nicht verlaufen.

Packliste

Ich habe meine bereits auf mehreren Jakobswegen angewandte Packliste als Basis genommen. Im Vorfeld hatte ich gelesen das hohe Wanderschuhe sinnvoll sind. Ansonsten muss man ständig den Sand aus den Schuhen holen. Mitwanderer, die mit niedrigen Schuhen unterwegs waren, haben sich allerdings nicht darüber beklagt.

Auf den Etappen 13 und 14 hatte ich zwei Tage mit heftigem Regen, und zwischen den Buchten waren teils sehr steile Auf- und Abstiege auf sehr rutschigen Pfaden zu meistern. Hier waren Wanderstöcke ein sehr große Hilfe. Ansonsten konnte man auch sehr gut ohne Stöcke wandern.

Gepäcktranksport

Wer das Wandern ohne Gepäck bevorzugt, es gibt mehrere Anbieter (z.B. https://www.vicentinatransfers.pt/), bei denen man Gepäcktransfers von Hotel zu Hotel buchen konnte. Zwar habe ich den Gepäcktransport nicht genutzt, die Kosten belaufen sich aber laut Broschüre auf 15 Euro pro Gepäckstück und Strecke.

Ende

Für mich war nach 14 Tagen Schluss in Lagos, wo ich mir zum Abschluss der Wanderung einige Tage Zeit nahm, um mich von den Strapazen der letzten Wochen zu erholen. Wer im Frühjahr oder Winter eine Fernwanderung sucht, um dem deutschen Winter zu entfliehen, dem kann ich den Fischerweg definitiv empfehlen!

Am Strand in Lagos

Comments 3

  1. Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung dieser Wanderung 👍 Wir möchten Anfang Mai diesen Jahres dazu aufbrechen, wir sind zu viert… drei Frauen, ein Mann…bin gespannt wie es klappt! Vor allem mit den Unterkünften.

  2. Ganz toller Bericht, der sehr hilfreich für die Planung unserer Tour ab Mitte April 24 ist und viel Vorfreude macht! Dankeschön!

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